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Neue Perspektiven für die individualisierte Therapie bei Prostatakarzinom

Mittels PSMA-Theranostik Krebszellen aufspüren und gezielt bestrahlen

Berlin, September 2022Prostatakrebs ist hierzulande die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Da Prostatakrebs im Anfangsstadium oft keine Beschwerden bereitet, wird er manchmal erst in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert. Dann ist die Erkrankung meist nicht mehr heilbar, dank der neuen PSMA-Theranostik aber lebensverlängernd behandelbar: Die PSMA-PET/CT-Bildgebung und die in Deutschland kurz vor der Zulassung stehende PSMA-Ligandentherapie stellen einen großen Meilenstein in der individualisierten Therapie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs dar. Was die nebenwirkungsarme PSMA-Theranostik konkret erreichen kann, welche Patienten dafür infrage kommen, unter welchen Umständen auch gesetzlich Versicherte diese nuklearmedizinischen Verfahren erstattet bekommen und wo sie angeboten werden, erläuterten Experten aus Nuklearmedizin, Strahlentherapie und Urologie auf einer Online-Pressekonferenz am 21. September 2022 anlässlich der 50. Jahrestagung des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner e.V.. Die Jahrestagung findet als Präsenzveranstaltung vom 23. bis 24. September 2022 in Berlin statt.

Früh festgestellt, ist die Prognose für eine heilende Behandlung bei Prostatakrebs sehr gut. Trotzdem ist er aufgrund häufig erst später Diagnose unter den Krebserkrankungen die dritthäufigste Todesursache. „Die Erstbehandlung besteht in der kompletten Entfernung der Vorsteherdrüse, einer medikamentösen Antihormontherapie oder in einer Bestrahlung und einer etwaigen Chemotherapie“, sagt Professor Dr. med. Detlef Moka, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN) und Facharzt für Nuklearmedizin aus Essen. Ist die Erkrankung therapieresistent oder aufgrund eines fortgeschrittenen Stadiums mit Metastasen nicht mehr heilbar, kann die PSMA-Theranostik die Überlebenszeit betroffener Patienten verlängern. Die Positronen-Emissions-Tomografie (PET), meist in Kombination mit einer Computertomografie (CT) als PET/CT, spürt gezielt Tumorherde im ganzen Körper auf: Dafür werden dem Patienten über die Vene schwach radioaktiv markierte Moleküle injiziert, die sich an das auf der Zelloberfläche von Prostatakrebszellen vermehrt vorkommende Prostata-spezifische Membranantigen (PSMA) binden und sie damit in der Bildgebung sichtbar machen.

„Bei fortgeschrittenem Prostatakrebs, wo die weitere Therapie von einer möglichst genauen Lokalisation der Krebsherde abhängt, ist dieses Verfahren der konventionellen Bildgebung überlegen“, erklärt Professor Moka. Der gemeinsame Bundesausschuss als oberstes Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen hat die Durchführung bei gesetzlich versicherten Patienten bislang jedoch an besondere Anforderungen geknüpft: PSMA-PET/CT darf bei ihnen nur im Rahmen der sogenannten Ambulanten Spezialärztlichen Versorgung (ASV) bei genau definierten Indikationen durchgeführt werden. Die ASV beim Prostatakrebs ist auf regionaler Ebene ein Zusammenschluss zwischen auf Prostatakrebs spezialisierten niedergelassenen Fachärzten und Krankenhäusern.

Die Fortentwicklung der für die PET-Bildgebung genutzten PSMA-Marker hat auch die Möglichkeiten einer PSMA-gezielten Therapie eröffnet. Bei der PSMA-Radioligandentherapie werden gezielt therapeutische Strahler (Lutetium-177) an den Marker PSMA gebunden. Nach Injektion in die Vene wandert das markierte PSMA-Molekül zu den Prostatakrebszellen und tötet diese durch seine Strahlung. „Studien haben bereits gezeigt, dass die Radioligandentherapie die Erkrankung auch dann noch erfolgreich zurückdrängen kann, wenn Patienten im fortgeschrittenen Stadium auf andere Behandlungen wie Medikamente, Hormon- oder Chemotherapie nicht mehr ansprechen“, betont der BDN-Vorsitzende. Die Zulassung der als nebenwirkungsarm geltenden Therapie in Deutschland wird im vierten Quartal 2022 erwartet.

Kontakt
Kerstin Ullrich
Pressestelle
Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner e.V.
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Fon +49 711 8931-641
Fax +49 711 8931-176
ullrich@medizinkommunikation.org